Köflacher Stadtführung 2023
Die Stadtführung gibt es auch als gedruckte Broschüre. Das Heft liegt im Köflacher Rathaus, im Kunsthaus Köflach, in der Lipizzanerheimatbibliothek und im Tourismusinfobüro in der Köflach Passage sowie bei Foto Agathon Koren am Rathausplatz auf. Die Herstellung der Broschüre wurde im Rahmen von LEADER mit Bundes-, Landes- (Kulturabteilung Land Steiermark) und EU-Mitteln bzw. von der Stadtgemeinde Köflach unterstützt.
Hier die Titelseite hochauflösend bzw. eine Webansicht der Broschüre:
DIE STADTFÜHRUNG DURCH KÖFLACH. . .
führt zu einigen Gebäuden, alten und neuen, um an ihre Geschichte, an ihre Nutzung und an einige Bewohner zu erinnern. Jedes Haus gibt Zeugnis von Veränderungen. Gab es im 19. Jahrhundert noch sechs Mühlen im Ort, so sind es im Jahr 2022 ebenso viele Supermärkte; hatten im Bergbau im 20. Jahrhundert rund 6000 Menschen im Bezirk Arbeit und Brot, so arbeiten nach der Schließung der Kohlegruben im 21. Jahrhundert heute Pendler, über die Region verstreut, vor allem im Dienstleistungssektor.
War im Jahr 1860 die Eröffnung der Eisenbahnlinie von Graz nach Köflach ein Markstein,
so wurde im 20. Jahrhundert, als das Auto den Vorrang im Verkehr übernahm, der Ausbau der Passstraßen um 1935 über den Packsattel und das Gaberl wichtig. Damals wohnten die in der Industrie Beschäftigten vorwiegend in „Personalhäusern“: die GKB und auch die Schuhfabrik
bauten solche Häuser, etwa das „Schusterhaus“ in der Mühlgasse – heute hingegen ist das vorherrschende Einfamilienhaus ein Kennzeichen des veränderten Wohnstandards.
Köflach hat den Verlust an Bergbau und das Ende der Schuherzeugung gut kompensiert, unter anderem durch den Ausbau der Bildungseinrichtungen; es zählt zu den großen Schulstädten der Weststeiermark.
Im Jahr 2010 wurde das neue Seniorenzentrum Köflach für die Betreuung alter Menschen eröffnet (in Bahnhofsnähe, Architekt Manfred Partl, Graz).
Das Ortsbild wird seit 1999 vom neuen Rathaus geprägt, es gibt auch gut renovierte alte Gebäude wie das Kunsthaus Köflach. Im Aufschwung der Jahre nach 1950 haben die Portalgestaltungen vieler Geschäfte weniger schöne Spuren hinterlassen. Besonders gelungen ist hingegen die Restaurierung von Kirche, Karner und Kirchplatz (1998/2005). In der Umgebung der Stadt entstanden durch die Rekultivierung der Bergbaureviere neue Erholungsgebiete, etwa die „Freizeitinsel Piberstein“ mit dem Badesee, etwas außerhalb der Ortsgrenzen gelegen.
Ältestes erhaltenes Denkmal des Kohlebergbaues ist der Eingang zum „Katharinenstollen“ von 1790 (siehe Abbildung). Er liegt an der Straße in das benachbarte Maria Lankowitz mit der bekannten Wallfahrtskirche. Zur Stadt Köflach gehören seit 1952 die Ortschaften Piber, Pichling und Gradenberg, seit 2015 auch Graden.
Seit Jahrhunderten arbeiteten Schmiede und Glaserzeuger am Sallabach und am Gradenbach. Die alten Sensenwerke sind modernen Produktionsformen gewichen. Als Zulieferer der Autoindustrie stellt heute die Firma Krenhof – früher „Sensenwerk“ - Schmiedeteile als Rohteile mit Hilfe neuester Technologie her. In der Nähe steht der alte „Felsenkeller“; dessen Räume, in den felsigen Hanskogel hineingeschlagen, dienten der Brauerei Tunner als Lager für das Eis zur Kühlung ihrer Bierfässer. Eisteiche und Brauerei sind verschwunden. Der Zigöllerkogel auf der anderen Seite des Gradenbaches birgt viele Höhlen, die bekannteste ist der „Heidentempel“, eine Kultstätte aus vorgeschichtlicher Zeit.
Pichling war im 19. Jahrhundert ein Standort von Bergbau und Eisenindustrie. Zahlreiche Wohnhäuser für Arbeiter stammen aus dieser Zeit, so das Mayrische Haus, der Dillacherhof und die Dittlerkolonie. In der Gegenwart herrschen die Einfamilienhäuser vor, die sich um die im Jahr 1974 errichtete Kirche ausdehnen; ihr freistehender Turm und das Pastoralgebäude wurden 1984 gebaut (Architekt des Ensembles Othmar Reinisch, Köflach). Markant und neu ist das Energieschiff „Die Mochart“.
An der Therme Nova, mit Blick auf das Hotel Therme Nova (Eröffnung 2004) und an der Kapelle vorbei, die dem Andenken des Wiener Erzbischofs Kardinal Franz König (1905 bis 2004) gewidmet ist, führt der Fußweg durch den Wald in den Ortsteil Piber. Die fast 1000jährige Burgsiedlung von Piber mit Kirche (13. Jahrhundert, später erweitert) und Schloss (um 1700 erbaut) geht auf eine Gründung des obersteirischen Stiftes St. Lambrecht zurück.
Nach dem Ende der Monarchie wurden die Lipizzaner von Lipica in Slowenien im Jahr 1920 hierher in das bereits bestehende Gestüt umgesiedelt. Die weißen Pferde ziehen Touristen aus aller Welt an; die Dressur der Hengste für die Wiener Spanische Hofreitschule beginnt hier, erst mit sechs Jahren kommen die Hengste nach Wien und wenn sie die Altersgrenze erreicht haben, kehren sie nach Piber zurück.
Das Wasser der Köflacher Therme Nova stammt aus Piber; die Thermalquelle wurde im Jahr 1999 erschlossen und wird unterirdisch in das Bad geleitet. Die gekennzeichneten Wander- und Fahrradwege erlauben es, Köflach als „wanderbar“ zu bezeichnen.
Hedwig Wingler-Tax